Wie der Frosch zu seinen Locken kam

 

Vor gar nicht langer Zeit machten sich einige Menschen auf, die Welt zu verschönern. Dazu hatten sie die bahnbrechende Idee, mit der Tierwelt zu beginnen. Das Auge aller Menschen sollte sich an den wunderschönen Neuerungen laben und Anregungen erhalten, wie jeder dazu beitragen kann, daran teil zu haben.

 

Diese Menschen suchten nach einem Tier, das ihren Ansprüchen und Träumen genügen könnte und fanden letztendlich den Frosch.

 

Der Frosch hatte nicht gerade den kuschligsten Ruf unter der Menschenheit. Aus diesem Grunde wurde er von diesen einigen Menschen auserkoren, deren Symbolfigur zu werden. Keine Kreatur hat es verdient, zurückgelassen zu werden.

 

Gesagt, getan und tatkräftig in die Hände gespuckt.

 

Zunächst galt es, dem Frosch ein handbares Äußeres zu geben. Was eignet sich dabei besser, als in Anlehnung an die Barbie, ihm Locken zu verpassen.

 

Flugs wurden einige Frösche eingefangen, artengerecht, und den so graduierten  Pilotfröschen die Locken verpasst. Fein säuberlich wurden blonde, braune, schwarze, rote Locken angesetzt.

 

Die nun derart verhübschten Frösche gaben ein wahrbar liebliches Bild.

 

Nach der ersten Euphorie ob des gelungenes Werkes, überlegten sie, diese einige Menschen nun, wie weiter verfahren werden kann. Sie sahen mitnichten die Friseurarbeiten als das Ende ihrer Antidiskriminierungskampagne an.

 

Da hatte einer dieser Menschen beim Lockenkämmen und Lockenbürsten die epochemachende Idee: alle erhalten einen Namen.

 

Seine einigen anderen Menschen waren vollauf begeistert und stellten ihre lockigen Frösche zur Parade auf und begannen, sie mit Namen zu versehen. Quer durch das deutsche Alphabet wurden sie fündig. Na gut, Adolf war nicht dabei, aber der Namenskatalog fand ansonsten keine Limitierung.

 

So traten die namentlich geadelten Frösche nach der Taufe mit stolzgeschwellter Brust vor die noch Namenlosen. Es waren ein Ken, ein Lutz, ein Jürgen, ein Rudolf, ein Heinrich dabei. Der gesamte maskuline Namenskatalog war zu finden. Und nicht nur der deutsche, diese einigen Männer sind ja nicht arisch verblendet. Sie fanden einen Wladimir, den sie zärtlich Wowa nannten, einen Akif, einen Viktor, einen Fidel, einen Kim, einen Baschar und viele andere auf der weiten Menschenwelt.

 

Die Männerwelt wäre nicht die Männerwelt, wurden sie die feminine Note vergessen. Ob die auserkorenen Frösche nun einverstanden war oder auch nicht, erhielten sie wohlklingende Namen wie Tatjana, Sahra, Beate, Jasmin, Edda und standen den bereits vorher benannten Männern in Nichts nach.

 

Nun war die Spreu vom Weizen getrennt. Was aber mit der Spreu machen? Auch hier hatten die einigen Menschen eine Idee; es sollte sich doch niemand von der angetretenen Fröscheschar nutzlos fühlen.

 

Einige der namenlosen Frösche, allesamt wie die Froschelite hübsch gelockt, erhielten Namen wie Dr. Proebstl, Maria (die mit den Wölfen), Honigmann, Schall, Rauch, Trutz (in Kombination mit verschiedenen Ortschaften).

 

Diese einige Menschen schauten nun zufrieden auf ihre Fröscheschar. Aber, welch Schreck, es waren immer noch so viele frischgelockten Frösche namenlos. Da war guter Rat echt teuer. Unzufriedene gelockte, gefönte und gekämmte Frösche würden die Art der Namenslockenfrösche gefährden.

 

Die Namenslockenfrösche hatten den lebensrettenden Einfall – die namenlosen Lockenfrösche sind als ihre Zujubler zu gebrauchen. So wären zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Einmal würde es die Wichtigkeit der Namenslockenfrösche immens stärken und erhöhen. Zum anderen wären die Namenlosen beschäftigt. Als Anreiz könnte man ihnen einen Aufstieg zum Namenslockenfrosch vor Augen halten, wie ein Stück Schokolade.

 

Nach dieser Verteilung und Einordnung waren endlich alle zufrieden.

 

Der Rest ist schnell erzählt.

 

Die Spuren der harten Arbeit dieser einigen Menschen vom Beginn der Froschverlockung waren nicht zu übersehen. Ausgepowert unkreativ geworden, wurden selber sie zu Fröschen. Da jetzt alt, ohne Haare wurde ihnen von den namensgelockten Fröschen die Rolle zugedacht, die sie auszufüllen haben, die der Namenlosfrösche.

 

Artgerecht eben.

 

Beobachter merke. Lasse dir von niemandem vorführen, wo der Frosch seine Locken hat. Werde nicht zum Frosch.

 

Bleibe artgerecht. Ein Mensch.