Ein Gewitter, ein Laptop und ein halbes Leben hin und zurück

 

 

Vor den Fenstern entlädt sich ein Gewitter. Das Donnergrollen und Lichterspiel macht ihr Angst, wie immer, seit Kindheitstagen.

 

Bevor ihre Furcht herauskriecht und zur Panik wächst, setzt sie sich vor den Laptop und blättert ziellos durch das Internet.

 

Plötzlich schmeckt sie Sommer, riecht sonnenverbranntes Land, ein Bild steigt in ihr auf.

 

Irritiert blättert sie zurück. Woher diese Erinnerung an einen Sommer vor langer Zeit? Nun sieht sie seinen Namen. Die Gedanken schweifen ab.

 

Sie erinnert sich immer klarer an einen Sommer in Südfrankreich,. Die Jahre hatten es zugedeckt. Aus den Einzelbildern wird ein Ganzes.

 

Gerade der Schule entwachsen, der letzte Sommer vor der Lehre, fuhr sie in ein Sommercamp in den Süden Frankreichs. Auf dem Hinweg machte sie mir ihrer Gruppe einen kurzen Stopp in Paris. Paris, die angebliche Metropole der Leichtigkeit. Sie allerdings empfand Paris als laut, aufdringlich und sehnte sich nach dem Feriencamp.

 

Das Camp bestand aus einfachen Holzbungalows, die fast schon vollständig belegt waren. Das gemeinsame Abendessen wurde zur ersten Gelegenheit des Kennenlernens. Jeder sprach mit jedem, entsprechend laut wurde es im Saal.

 

Einmal fühlte sie, wie jemand sie fixierte. Ihre und seine Augen trafen sich.

 

Unbeholfen und befangen gingen sie aufeinander zu und jeder fragte nach dem Woher.

 

In den verbleibenden zwei Wochen nutzten sie jede Gelegenheit des Treffens. Händehaltend erkundeten sie die Umgebung, erzählten sich ihre Geschichten. Sie konnten gut miteinander schweigen. Dieses Schweigen war nicht befremdlich, es gab beiden ein gutes Gefühl.

 

Die wenigen Tage flogen nur so vorbei.

 

Gemeinsam erkundeten sie auf der Rückfahrt Paris, die sie nun als die schönste und aufregendste Stadt der Welt empfand. Zu Hause angekommen, versprachen sie sich, sich regelmäßig zu besuchen. Einmal solle er zu ihr fahren, das andere Mal sie zu ihm. Ihre Heimatorte waren nicht allzu weit voneinander entfernt.

 

Mit einem Mal endeten die Besuche. Sie kann sich nicht erinnern, warum. Ob er es noch weiß?

 

Was ihr blieb, waren der Geruch und der Geschmack dieses Sommers, ein Gefühl der Leichtigkeit, wie es einem nur einmal wiederfährt; dieses Gefühl einer tiefen und arglosen ersten Liebe.

 

Sie macht sich auf die Suche nach ihm. In sich diese Erinnerung und viele, viele Fragen aus einem halben Leben.

 

Vor den Fenstern hat sich das Unwetter verzogen. Es mag nun anderen Orts Furcht verbreiten.