Deutsche Küche

 

Alle Köche, die schwarz- und die rotgewandeten haben sich wohl geeinigt: die schleimige und somit eklige Warzenkröte Mindestlohn ist von ihnen angenommen worden.

 

Nun verschwindet aber die Warzenkröte nicht in die Versenkung. Nein, sie wird sehr wohl noch benötigt. So können sich die Schwarzjacken rühmen, eine eklige Kröte geschluckt zu haben. Ja, sie sind, wie in den letzten Jahren gezeigt, wie immer sehr mutig.

 

Die Rotjacken rühmen sich, diese nun schon uralte Warzenkröte endlich den Schwarzjacken untergejubelt zu haben. Sie freuen sich, anstelle der Rotjacken endlich, endlich die heißbegehrten und so herbeigesehnten  Schwarzjacken anziehen zu können.

 

So sind sich sowohl die Schwarz- als auch die Rotjacken in ihrer Küche einig: die Warzenkröte bleibt am Leben und wird in einem Glasbehälter als Jedermannsieg im Gastraum zur Schau gestellt.

 

Danach bedürfen die Rot- und Schwarzjackenköche einer kräftigen Stärkung, denn die Hege und Pflege der Warzenkröte hat sehr viel Kraft gekostet. Schnell ist eine gute Portion frankophiler Froschschenkel ins Heißwasser geworfen und der delikate Schmaus kann sobald  beginnen. Diese Belohnung haben sie sich aber verdient.

 

Der rosa gekittelte Beikoch wird nun angewiesen, die Knochen der Froschschenkel einzusammeln und davon eine Suppe für die wartenden Gäste zu kochen. Die Tellerwäscherin mit der grünen Gummischürze soll den rosa gekittelten Beiköchen dabei zur Hand gehen.

 

Gesagt, getan. Die Suppe aus den Froschschenkelresten wurde mit vielen Kräutern verfeinert, ansonsten wäre die Ungenießbarkeit sofort am stechenden Geruch zu erkennen, und ist schnell verteilt. Die Gäste ahnen nicht im Geringsten, dass ihnen eine ungenießbare Restesuppe serviert wurde. Wie auch? Die deutsche Küche mit ihren vielen Sterneköchen ist europaberühmt für ihre Künste.

 

Der Restaurantinhaber sitzt in seinem Büro, zählt voller Freude die Einnahmen und überlegt sich dabei bereits, wieviel davon  an die Schwarz- und Rotkittelköche verteilt wird. Er holt die eklige und hässliche Kröte aus dem jetzt leeren Gastraum in sein Büro. Am liebsten würde es diese schleimige  Warzenkröte streicheln. Sein Ekel obsiegt gegen dieses Verlangen. Aber er weiß, diese Kröte wird er wie seinen Augapfel hüten. Sie ist nicht mit Gold aufzuwiegen und für kommende Krötenverteilungen hervorragend geeignet.

 

Viele Gäste bekamen vom Resteessen wahrhaft große Schwierigkeiten. Bei manchem kam das unverdauliche Essen oben wieder heraus; bei anderen unten, wieder anderen oben und unten.

 

Ja, ja, so geht es den gemeinen Gästen, wenn ihnen von der Küche scheinbar eine Delikatesse dargeboten wird, die sich aber im Nachhinein als großer Schwindel aus Zusammengekehrtem erweist.

 

Gemeiner, mache einen großen Bogen um dieses Wirtshaus mit diesen nun allesamt schwarzgekittelten Köchen und einer hässlichen, schleimigen und ekligen Warzenkröte in der Auslage. Du kannst ganz sicher sein, die jetzt freien Plätze der Rotkittel werden von den Rosa gekleideten Beiköchen und der Tellerwäscherin mit der grünen Gummischürze in Beschlag genommen. Es rücken dann diejenigen mit den azurblauen Socken und den quittegelben Halstüchern nach. Und zu guter Letzt geht immer noch einer; es sind die mit den braunen Wickelgamaschen. Die stehen bereits als Drohung bereit.

 

So ergeht es  dem Mindestlohn. Gedacht dafür, jedem das Leben durch seine Hände Arbeit zu gestatten, verkommt er durch die Machtgier der Politiker zu etwas Ungenießbarem. Und die Wirtschaft steht im Hintergrund, sie scheuen bekanntlich die Helligkeit wie der Teufel das Weihwasser, reibt sich die Hände, verteilt den Judaslohn nun an alle, die jetzt die politische Macht unter sich aufgeteilt haben. Was sind da die paar Silberlinge gegen die eingesackten Golddukaten.