Die Suche

Vor einiger Zeit, mögen es zwanzig Monate her sein, befiel  sie eine Unruhe und sie sah in sich nach, woher diese kam. Sie verbrachte bei  der Suche viel Zeit und ging die mannigfaltigsten Wege.

Gespräche mit ihren Freunden scheiterten oft an deren Unverständnis.  Man könne nicht nachvollziehen, warum sie so unzufrieden sei, es ginge ihr doch  gut, sie hätte auch einiges im Leben erreicht. Andererseits gab es auch  geharnischte Anwürfe der Art, sie solle sich nicht so haben. Das wären alles  Anzeichen einer Alterspanik.

Derart missverstanden, suchte sie das Gespräch mit ihr Fremden. In  einigen Foren traf sie auf Menschen gleicher Haltung, gleicher Meinung über die  Ansprüche an das Leben. Mit anderen lag sie im Disput gerade wegen ihrer Worte.  Aber genau diese zwangen sie in ihrer Argumentation auch zum konkreten  Nachdenken über sich selber.

Sie begann, ihre Worte in Geschichten zu fassen, stellte sie  allen zur Verfügung. Die erste Geschichte las sich noch ungelenk, aber mit  jeder weiter folgenden wurde ihr Schreiben flüssiger. So entwickelte sie nach einiger Zeit ihren Stil und andere erkannten sie daran.

Dies war ihr ein großer Antrieb. Einige Menschen begleiteten  sie mit Rat und Tat auf ihren Weg. Wieder einige davon wurden sogar zu sehr  guten Freunden. Nur einer fand gar kein Verständnis für ihre Entwicklung, ihr  Mann.

Es begann mit kurzen Plänkeleien, eifersüchtigen Ausfällen und endete nach geraumer Zeit in einer  Eskalation. Sie sah, dass sie beide sich innerlich immer mehr entfernten. Oder war diese innerliche Entfernung bereits vorhanden gewesen, auch daraus resultierend ihre suchende Unruhe?

Ihre Dinge waren schnell in einige Kartons verpackt und sie  zog aus. Eben auch hier standen Freunde helfend bereit. Viele Dinge, wenn auch  ihr gehörend, ließ sie hinter sich und sie  begann ein neues wenn anfänglich auch ein sehr kärgliches Leben.

Sie fühlte sich jedoch befreit, wusste, was sie von den ihr  verbleibenden Jahren erwartete. Sie begann nun ihr Leben zu leben.