Sehr geehrte Frau Junge,

erst gestern las ich Ihren Brief an den rheinland-pfälzischen Landtagspräsidenten. Bin ich entschuldigt, wenn ich Ihnen sage, manche Publikationen lese ich nicht; da ist mir meine verbleibende Lebenszeit zu schade?

 

Sie warten sicherlich auf Antwort. Als sehr höfliche Deutsche möchte ich Ihrem Warten ein Ende bereiten.

 

Wer Ihnen antwortet? Ich bin eine 08/15-Rentnerin aus der schwäbischen Auto-Provinz. Daher kann ich Ihre Empörung voll und ganz nachvollziehen: niemand darf Autos anzünden und sich derart an fremdes Autoeigentum vergreifen. Niemand! Basta!

 

Mal so nebenbei. Hat die Versicherung den Schaden an Ihrem persönlichen Eigentum noch nicht ausgeglichen? Sakra, auf nichts ist in diesem deutschen Staat mehr Verlass!

 

Als Sie schrieben „Bürger, die Veranstaltungen der AfD besuchen wollen, werden abgedrängt und verprügelt, AfD-Politiker werden zusammengeschlagen, ihre Autos und Häuser mit Farbe besprüht, Fenster eingeschlagen, ja sogar an Häusern Feuer gelegt.“ kann ich Ihnen nur vollumfänglich zustimmen. Ne, ne, so geht das nicht, das gehört sich nicht.

 

Wieder mal so nebenbei. Welche AfD-ler wurden zusammengeschlagen und/oder an deren Häuser Feuer gelegt? Bin da nicht so auf dem Laufenden. Sie wissen ja, ich lese andere Publikationen als Sie.

 

Sie: „AfD-Mitglieder und Wähler zünden keine Autos an, brechen keine Kiefer und beschädigen kein Eigentum. Wir sagen, was uns stört und was wir besser machen wollen. Von uns geht aber niemals Gewalt aus.“ Richtig, AfD-ler machen so etwas nicht, schon gar keine Gewalt. Sie machen sich doch nicht die Finger schmutzig. Dafür ist das niedere rechte Volk zuständig. Jeder nach seinen Fähigkeiten.

 

AfD-Funktionäre treffen sich mit irgendwelchen Nazi-Besorgten bei deren Aufmärschen und unterhalten sich vollkommen unverbindlich. Etwa so. „Wie geht es Deiner Frau und den Kindern? Alle gesund und munter?“ Und danach brennt wieder irgendwo ein Flüchtlingsheim, eine Moschee, dunkelhäutige Kinder werden verprügelt.

 

Sehr geehrte Frau Junge, sich nicht gleich aufregen; ich hab‘ doch nicht behauptet, Ihr Mann ist bei diesen unverbindlichen Gesprächen dabei. Er lässt sich nur darüber von anderen AfD-Größen informieren, nichts anderes. So unschuldig ist Ihr Mann; er ist kein Brandstifter. Verbales Anheizen ist doch keine Brandstiftung. Nie und nimmer!

 

Sie, Frau Junge, werden wacker dagegen halten und einwenden, was haben diese Unchristlichen bei uns, den Christen, denn auch verloren. Kommen mit zwei Taschen, einer ganzen Korona von Kindern hier an und erwarten doch glatt, dass wir ihnen Schutz gewähren, sie durchfüttern. Die kriegen sogar Kindergeld. Können sich nicht einmal ein Umzugsunternehmen leisten, diese armen Schlucker. Haben doch hier in Deutschland genug davon, die wir durchfüttern müssen. Wie diese Alleinerziehenden, Arbeitslosen, Kranken und Obdachlosen, die ja AfD-ler wie Ihr Mann gut verwahrt wissen will. Das ist alles eine Verleumdung? Dann lesen Sie einmal das Programm Ihres Mannes. Dort ist detailliert beschrieben, was mit solchen Nichtproduktiven geschehen muss.

 

Sehr geehrte Frau Junge, Sie schrieben am Ende Ihres Offenen Briefes: „Sollten wir uns einmal begegnen, reichen Sie mir bitte nicht die Hand.“ Das setzt doch voraus, ich, eine Deutsche, möchte Ihnen die Hand reichen, gelle? Träumen Sie weiter…

 

Wanda Müller