Mein Hühnerhof

 

Ich, die alte Oberhenne, wache auf meinem Hof über einige wenige alte und viele junge Hennen, eine unzählige Anzahl von Küken und
natürlich über einen Hahn. Und dies alles mit großer Umsicht und Gerechtigkeit.

 



Nun trug sich eines Tages wahrhaftig ein Ereignis zu, dass mich zu tiefem Nachdenken zwang und gleichzeitig in eine tiefe Traurigkeit
stürzte.

 

Ich, die alte Oberhenne, beobachtete immer häufiger, dass zwei, drei alte Hennen ihre Köpfe zusammensteckten und flüsterten. Ängstlich guckten sie um sich, dazu nach links und nach rechts, sodass sie jeden in ihrer Hörweite wahrnehmen konnten.

 

Von Tag zu Tag gesellten sich einige junge Hennen dazu. Sie tuschelten, die wenigen alten Hennen und die vielen jungen, miteinander und es war zu erkennen, sie heckten etwas aus.

 

Eines Tages war für all diese wohl der richtige Zeitpunkt gekommen und sie starteten einen Probeaufstand. Dazu gaben sie der Unmenge von
Küken kleine Schildchen in die Hand. Auf denen stand geschrieben: „Wir wollen nicht mehr die alte Oberhenne als unser Oberhaupt“, „Alte, geh auf das Altenteil!“, „Nieder mit der Hofregierung!“. Luftballons und Musik rundeten diese Show ab. Den Küken bereitete es einen Heidenspaß und die abwartenden alten und jungen Hennen standen Spalier. Aber sorgsam darauf bedacht, dass niemand aus der Spur ging.

 

Nun wurde es mir zu bunt. Ich rief den Hahn um seine Meinung an. Der Hahn musterte mich erstaunt und konnte meine Unruhe und meinen
Missmut nicht verstehen. Es sei doch ein schönes Fest für die Kinder gewesen, veranstaltet von den aufmerksamen alten und jungen Hennen.

 

Meiner Unruhe nicht beraubt, beobachtete ich weiterhin die Umtriebigkeit der alten und jungen Hennen.

 

Immer offener zeigten diese sich und ihre Haltung. Es war wahrlich ein lautes Gegackere auf dem Hühnerhof. Derart laut, das sich der
Hofhund leise jaulend in seine Hütte zurückzog und nun sogar die Bäuerin aufmerksam wurde.

 

Die Bäuerin sah sich dies Gegackere, diese Unruhe nur kurze Zeit auf ihrem Hof an. Kurzerhand griff sie sich die am lautesten gackernden Hennen und drehte ihnen den Hals um. Sie freute sich bereits auf die
zu erwartende kräftige Brühe für ihre Lieben, für die Knechte und Mägde.

 

Nach dem ersten Entsetzen unter den Hennen und Küken kehrte Ruhe auf dem Hof ein. Die verbliebenen jungen Hennen kümmerten sich wieder um ihre vielen Küken. Die wuchsen und gediehen. Bald würden sie sich auch den jungen Hennen zugehörig zählen können.

 

Ich wachte wieder zufrieden und voller Inbrunst zum Wohlgefallen der Bäuerin über das Federvieh.

 

Fazit:

 

Veränderungen können nur mit Verstand und mit Bedacht angegangen und durchgesetzt werden. Aus rummeckernden Intriganten, sich
versteckenden „Aufrührern“, machtgierigen Profiteuren werden niemals
Revolutionäre. Spätestens bei einsetzendem Regen vergessen diese den Regenschirm.