Wenn sich Gott langweilt

 

Gott saß auf einer Wolke und baumelte mit den Beinen. Ihm war sehr langweilig und dazu noch warm. Nicht einmal ein Eiskaffee und keine Philadelphia-Engel konnten seiner Unlust Einhalt gebieten.

 

In einem Moment der Unaufmerksamkeit rutschte er auf eine große dunkle Gewitterwolke ab. Aufgerappelt sagte er sich „Wenn ich schon einmal hier bin, kann ich gleich richtig auf Reisen gehen.“ Und schwang sich auf einen Blitz, um darauf gen Erde zu rutschen. Aber Gott, aufgepasst, schon mancher holte sich im Übermut, aus der Langeweile geboren, einen Oberschenkelhalsbruch. Alles ohne Erden-Krankenversicherung. Da wird guter Rat teuer.

 

Unten sicher angekommen, ging er auf die Pirsch irgendwo in der deutschen Walachei. Wohlgefällig nahm er die sauberen Dörfer und Städte wahr. Nur die Menschen kamen ihm irgendwie sauertöpfisch vor.

 

Hier brüllte sich eine Handvoll, sich das Volk nennend, die Seele aus dem Leib. Dort sah er Menschen, die mit lautem Bratzengebrabbel, dem etwas entgegen zu setzen versuchten. Auf dem zweiten Blick erkannte er, diese nannten sich auf der Erde Volksvertreter.

 

Darüber not amused, dirigierte er Gewitterwolken zu sich und ließ es kräftig blitzen und donnern. Irgendwie sah es aber komisch aus, wie ein alter weißbärtiger Mann mit emporgestreckten Armen und sonderbarem Gewand versuchte, Gott zu sein.

 

Dies schienen auch einige andere aufzufallen. Ungläubig, mit ein bisschen Mistrauen, näherten sie sich. Als sie sahen, wer vor ihnen stand, nahmen sie Gott in ihre Mitte, tanzten, fröhlich singend in der deutschen Walachei.

 

Gott war besänftigt. Das Gewitter zog weiter und es folgte ihm der Sonnenschein.

 

Gott war viel gelaufen und war nun rechtschaffend müde. Schwang sich auf den nächsthöheren Regenbogen und verschwand auf seine Wolke. Grad noch rechtzeitig; hatte er vor lauter Übermut, seiner Langeweile entsprungen, doch seine Tabletten vergessen.