Gottes Sonntagswerk

 

 

Es war einmal vor langer, langer Zeit, als auf Erden die Sonne ein gar lieblich Bild beleuchtete. In dem von Gott geschaffenen Wäldern, Bergen, Flüssen tummelte sich wohlgefällig das Getier. Die Frage, wie dieses Getümmel in Gottes Welt nutzvoll sein könne, führte Gott zu der Erkenntnis, dieser Welt schlussendlich einen Sinn zu geben und als Herrscher all dessen, ein übergeordnetes Lebewesen zu schaffen.

 

Gesagt, getan.

 

Gott stand mit der Sonne auf, denn ein großes Tagewerk wartete auf ihn, die Erschaffung des Menschen.

 

Mit diesem Gedanken ausgerüstet, machte er sich sogleich ans Werk. Alles Zubehör lag bereit. So formte er Adam.

 

Als Gott voller Wohlgefallen sein Werk betrachtete, fühlte er eine Unvollkommenheit. Adam war einsam. Um diesem Makel entgegenzuwirken, kam ihm eine Idee: Adam als Gespielin ein Weib zur Seite zu stellen. Welch göttliche Eingebung!

 

Nach kurzer Zeit der Besinnung, entnahm Gott Adam einen Knochen und bastelte und formte. Sein Ergebnis ließ ihn wohlig erschauern: Eva war geboren.

 

Nun stand die Sonne in ihrem Zenit. Es war Mittagszeit. Rechtschaffend stillte er nun seinen Essenshunger und legte sich zur rechtschaffenen Ruhe nieder.

 

So erfrischt, erhob er sich von seinem Lager und fand die Welt eingerichtet, von ihm höchstselbst, vor. Nur stand die Sonne immer noch am Himmel und die Dämmerung war zwar absehbar aber noch nicht gekommen. Wie also die restlichen Stunden  bis zur Abendvesper füllen?

 

Nach kurzem und effektivem Brainstorming fand er die Lösung. Er könne doch Adam und Eva noch einmal erschaffen, sozusagen als Pedant zu seiner Morgenarbeit.

 

Er legte sich die bewährten Utensilien zurecht und begann mit der Arbeit. Zwar hatte er die Vorlage vor Augen, nur so recht wollte ihm das Geschäft zu fortgeschrittener Tageszeit nicht von der Hand gehen. Auch drängte nun die Zeit, der Abend und somit die Finsternis nahten.

 

Getrieben von diesen Nöten, unterlief ihm so manche Nachlässigkeit, die ihm in aller Gänze gewahr wurde, als er seinen abendlichen Geschöpfen Leben einhauchte. Voller Betrübnis sah er: seinen Geschöpfen, Adam und Eva Zwo, fehlte es hie und da.

 

Äußerlich den morgendlichen Geschöpfen gleichend, wie ein Ei dem anderen, überlegte er, wie er bei Einhaltung des Habitus das social field seiner zweiten Arbeit ins Gleichgewicht bringen könnte,

 

Er fand keine Lösung. Und so gab er resignierend auf und begab sich, die Sonne tauschte bereits ihren Platz mit dem viel kraftloseren Mond, zur Ruhe. Seine Unzufriedenheit trieb ihn des Nachts zu manchem unruhigen Schlaf. In seinen Träumen sah er, wie  Adam und Eva vom Morgen rechtschaffend jeden Tag begingen, durch ihre guten als auch schlechten Taten wohlweislich ihre Erkenntnisse bezogen, fanden Adam und Eva vom Abend keine Spur auf dem Weg der Erkenntnis.

 

Gott war unzufrieden, aber fand keine Kraft, so wie er vom Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang sich auspowerte, ganz und gar nicht verwunderlich, diesen prekären Zustand abzuändern. Letztendlich sagte er sich, wohl eher zu seiner eigenen Beruhigung, Adam und Eva des Morgens werden es auf lange Sicht schon richten und Adam und Eva des Abends immer wieder den Weg weisen.

 

So gilt auch bei des Gottes Arbeit das Wort: der frühe Vogel fängt den Wurm, für den Abend verbleiben nur die kläglichen Reste und stillen keinen Hunger, haben nicht einmal einen Nährwert.