Gottes Kassen

 

Nun stelle sich ein Jeder vor, heute wäre Freitag und Gott greift dies wöchentlich auf, um alle Rechtschaffenen zu einem Fest am Sonntag in der Früh zu laden.

 

Jeden Mann und jede Frau, die ihm zu Angesicht kommen, fordert er auf, an diesem Fest teilzunehmen und gleichzeitig jeden, der diesen Eingeladenen begegnet, mitzunehmen.

 

So füllt sich jeden Sonntag früh zu Gottes Wohlgefallen die Festwiese mit einer großen Zahl Rechtschaffender. Sie lauschen der Verkündigung des Wort Gottes und nehmen sich vor, dieses weiter zu geben.

 

Gegen Ende des Festes bewegen sich die Rechtschaffenden zum Ausgang. Dort erwartet sie Gott und zeigt ihnen, welche Seite des Tores sie passieren dürfen. Links befindet sich eine cash-Kasse, rechts die cashless-Kasse. Ja, Gott hat jeden Sonntag einen Zahltag eingerichtet.

 

Aber auch Gott reitet manchmal der Schabernack, so weiß niemand im Voraus, wo sich welche Kasse befindet; er wechselt einfach die Seitenzuordnung der Kassen.

 

Zugegeben, auch ich stehe regelmäßig an der cash-Kasse an und warte mit vielen, vielen anderen, um meinen von Gott festgelegten Obolus zu entrichten. Es waren Sonntage dabei, da musste ich in Euro zahlen, an anderen Sonntagen waren nur Cent vonnöten. Und welch Wunder, an einigen Sonntagen winkte mich Gott einfach, mit einem feinen wohlgefälligen Lächeln, durch.

 

An der cashless-Kasse stehen, rein äußerlich betrachtet, die gleichen an. Sie sind nicht von den Barzahlern zu unterscheiden. Gott kann aber hinter ihre Fassaden, hinter ihre Verkleidungen schauen und mit sicherer Hand erkennt er diese sich unter die wahren Rechtschaffenden versteckenden Scheinheiligen, Blender, gar Betrüger und Diebe.

 

Diese Unbarzahler sind für die anderen schwer auszumachen. Sie kommen daher mit ihrer Kostümierung, um die Arglosen, Naiven, die Unbarzahler  nennen sie auch die Einfältigen, zu täuschen, zu blenden, gar zu betrügen. Sie bestehlen diese und geben es für das Eigene aus. Dabei ist ihnen jedes Mittel der Täuschung recht.

 

Angetrieben von ihrem Neid, aus dem oft der Hass entspringt, lassen sie in ihrer Verkleidung nichts unversucht. Sind genug Naive, Arglose auf ihr schändliches Tun hereingefallen, werden auch sie einmal unvorsichtig und legen, nun sich ihrer Sache sicher, ihre Verkleidung ab. Zum Vorschein kommt eine hässliche Fratze, gezeichnet von Neid, Gier, niederer Gewöhnlichkeit.

 

Und diese Unbarzahler hat Gott auserkoren, nicht in Euro und Cent zu zahlen, sondern sie müssen von ihrer Gesundheit und ihrer Geselligkeit abgeben. Was sie aber nicht abhält, zu Hause sitzend, nun einsam und krank, ihre nächste Diebestour zu planen. Wer wird der nächste Bestohlene sein?

 

Gott hat in seiner unendlichen Güte und Weisheit seinen sonntäglichen Zahltag gerecht eingerichtet.