Maskenball des Lebens

  

Der Maskenball hat begonnen. In dem großen Ballsaal des Lebens haben sie sich eingefunden, die mit den Larven, die mit den Masken und die vollkommen Kostümierten.

 

Die mit den Larven sind sogleich zu erkennen. Sie verbergen ihre Augen zwar, aber sie tragen ihre Larven nur zum Schein, aus Spaß am Leben. Ausgestattet mit einem Grundvertrauen springen sie leicht und unbekümmert durch das Leben.

 

Die Maskenträger sind da bereits ernsthafter bemüht, sich zu verbergen. Aber jeder erkennt sie am aufrechten Gang, an ihren entschiedenen Gesten und dem, was sie sagen, vor allem, was sie fragen.

 

Die Kostümierten stolzieren durch den Saal , halten Ausschau nach Larven- und Maskenträgern, die sich vom Gewand voll hehrer Letter von den anderen abheben, aus denen sich Vertrauen, Liebe, Barmherzigkeit, Mitgefühl formen lassen, um sie in den Reigen ihrer Kostüme einzubinden. Diese, einmal gefangen, erkennen mitnichten , welch Ansinnen die Kostümierten in sich tragen, ihnen ihre Leichtigkeit und Ernsthaftigkeit stehlen wollen.

 

Die Kostümierten sind getriebene, welche meinen, durch ihre verursachten Verwundungen an den Larven- und Maskenträgern sich selbst mächtiger, gar heiliger machen zu können.

 

Die Zeit ist gekommen, während all die anderen sehr zahlreich versammelt den Saal füllen, da ein Kostümierter die Bühne im Ballsaal des Lebens betritt, um so diesem Maskenball seinen Glanz zu verleihen. Gekleidet in seinem wundersamen und strahlendem Gewand. Versehen mit den vielen Lettern.

 

Alsbald findet der Kostümierte seine Opfer. Macht sie zu seinen Gefangenen.

 

Aber ein Kostümierter wird leichtsinnig, wenn er sich seiner Sache zu sicher. Er legt sein Gewand, sein Kostüm ab. Für die gefangenen Larven- und Maskenträger wird sichtbar, was der Kostümierte wohlweislich mit seinem Gewand voller Letter verbergen wollte. Es kam eine verwachsene, hässliche Gestalt voller Narben der Zeit, teils nicht verheilt, zum Vorschein.

 

So seines Kostüms beraubt, fassten der Larven- und Maskenträger allen Mut und flüchteten gemeinsam mit dem Gewand des Kostümträgers. Endlich der Gefangenschaft entronnen, verbrannten beide das Kostüm.

 

Aus der heißen Asche ließ sich kein neues strahlendes Kostüm  mehr formen. Der seines Kostüms Beraubte, wird nun als das sichtbar, was er ohne sein Gewand ist: scheinheilig und zerfressen von Neid und Missgunst.