Das Hühnervolk

 

Habe meine Rentnerurlaubsfahrt genutzt, um auf das Grab meiner Oma eine Blume zu legen. Keine Rose; Oma fand Rosen nur sinnvoll, wenn aus denen im Laufe der Jahreszeiten Hagebutten wurden. Ihre Hagebuttensuppe und ihr Gelee waren legendär.

 

Mitten in meiner Andacht musste ich lachen (Oma selig verzeiht es mir), denn mir fiel ihr Hühnerhof ein, den sie als Bäuerin beackern musste.

 

Wollten die Hühner nicht glucken, legte Oma ihnen Toneier ins Nest. Der alte bunte Hahn brachte es nicht mehr, nicht verwunderlich für einen Kapaun, und so beobachtete er misstrauisch Omas Tun. Und siehe da, die Hühner kamen zur Ruhe, gackerten nicht mehr wie wild und liebestoll den Kapaun an. Der Kapaun war seiner Sorgen ledig, diese Belästigungen seiner Hühner waren wirklich schwer zu ertragen.

 

Merke: Führe dein Hühnervolk an der Nase herum und du kannst in aller Ruhe zusehen und genießen, wie alle Hühner dir deine Botschaften vom Mund ablesen.

 

Wer mit Kapaun gemeint ist, bekommt jeder irgendwie zusammen, je nach Gusto.  Aber wer sind nun die mit Toneiern vorgeführten Hühner?

 

Die Bäuerin machte dieser ganzen Verarschung kurzerhand ein Ende. Der Kapaun wurde zu einem kräftigen Abendessen für Bauersleut, Kinder und Gesinde. Die Hühner erhielten einen jungen potenten und bunten Hahn und die Bäuerin freute sich auf die Küken.