Ein Märchen über zwei vom Leben Betrogene, einer Winter und einem Maxilein

(Namen sind jeder Zeit austauschbar)

 

 

Vor langer Zeit wollte es der Zufall, dass sich die Wege von zwei Menschen kreuzten.

Der eine Mensch nannte sich Winter, der andere Maxilein. Kaum jemand konnte erkennen, wer sich dahinter verbirgt.

 

Winter war eine Frau, die sich verbittert und vom Leben enttäuscht, sich diesen Namen gab.

 

Maxilein gab vor, eine Frau zu sein. Auch sie war derartig bemüht, jedwede Rückschlüsse auf ihre wahre Identität zu verwischen. Beide wussten, in ihrer anonymisierten Welt können sie ihre Leidenschaften ausleben und fühlten sich in ihrer Vorfreude euphorisch. Ach, welch ein Heidenspaß erwartete sie. Gesagt, getan.

 

Sie beide, die Winter und das kleine Maxilein, suchen sich erst einmal Plattformen ihres Schabernacks. Alsbald werden sie fündig und sie beginnen ihr teuflisches Spiel nach ihren Regeln. Das kleine Maxilein reibt sich in Erwartung eines großen Spaßes die Hände und sagt zur Winter: „Du hast den Plan, ich die Worte.“

 

Es beginnt damit, sich ein probates Opfer ihres Spiels zu suchen. Da war Winter die Offensive. Prädestiniert durch einige Jahrzehnte unerfülltes Leben, besitzt sie den Blick für derartige Opfer zum Spielen. Sie hatte sich da einen sich immer wiederholenden Ablauf zurechtgelegt.

 

Als Opfer wird jemand auserkoren, der bereits Anerkennung, die der Winter zu häufig auf ihrem Lebensweg verweigert wurde, genießt. Durch Schmeicheleien wird das Opfer zurechtgelegt. Im zweiten Schritt folgen erste kleine, dem neutralen Betrachter wohlmeinend und harmlos erscheinende, Sticheleien.

 

Aber die Winter und der Maxilein haben ja ihren Plan, den sie weiter verfolgen. Sie wollen ihren Spaß, ihre Befriedigung.

 

Da das auserkorene Opfer nicht so reagiert, wie sie es erhoffen, folgt sogleich der nächste Schritt.

 

Die Worte der beiden Spielmacher, der Winter und des Maxilein, werden eindeutiger, kräftiger. Die Reaktion des Opfers ist jetzt so, wie von den beiden vorausgesehen und erwünscht, es wehrt sich gegen diese Spieler. Das Opfer merkt, wie sich Winter und Maxilein die Bälle in Form von Worten zuwerfen. Manchmal, vor Lachen und Vergnügen sich biegend und kreischend, sind sie, die Winter und der Maxilein, nicht einmal mehr in der Lage, den Ball zu fangen. Ja, ja, dieser Heidenspaß führt zu manchem Übermut.

 

Dieser Lärm, das Lachen und Kreischen von Winter und Maxilein, wird nun aber den unbeteiligten Umstehenden zu viel. Sie bestehen darauf, da sie das ungleiche Spiel erkennen, in der Mannschaft des Opfers aufgenommen zu werden. Nicht nur, dass die Winter und der Maxilein, plötzlich erkennen, sie stehen ohne applaudierende Zuschauer da, nein, sie merken, dieses vorerst so spaßige und amüsante Spiel könnte verloren gehen.

 

Die Misere erkannt und sogleich rufen die Winter und der Maxilein nach dem Schiedsrichter zu ihrer Rettung.

 

Dem Schiedsrichter ist, da er nicht von Beginn an die verdeckten Tritte ahndte, nicht auf Einhaltung der Spielregeln bestand, vielleicht nicht erkennen konnte oder gar wollte, das Spiel aus den Händen geglitten. In Kenntnis dieser Unfähigkeit des Schiedsrichters schreiten nun die Winter und der Maxilein zum Finale.

 

Beide, die Winter und der Maxilein, titulieren sich als die Opfer, denen nur Böses von den Anderen widerfuhr. Aufatmend können sie registrieren, der Schiedsrichter folgt ihnen.

 

Hei, war das wieder ein Vergnügen! Wieder einmal allen gezeigt, wer die wahren Herrscher auf der Plattform sind. Es hätte aber auch misslingen können, deshalb Nase abgewischt und weiter gemacht.

 

Vor langer Zeit wollte es der Zufall, dass sich die Wege von zwei Menschen kreuzten.

Die eine nannte sich Sommer, der andere Wilhelmchen. Kaum jemand konnte erkennen, wer sich dahinter verbirgt...