Sonderbericht über die Walpurgisnacht 2017

 

 

 

 

Die Hexen des Reiches hatten ihre Besen gesäubert, um zu ihrem Jahrestreffen zu fliegen.

 

Heia, welch Freud!

 

Schnell das Ränzlein gepackt und auf den buckligen Rücken geschnallt. Auweia, vergaß nun mal manch alte Hexe die Zahnbürste. Jeder konnte deren schweren Atem riechen.

 

Auf dem Berg, dem Hexentanzplatz, gelandet, begannen die Hexen mit ihrem Sondierungsrundgang. Es galt, die Konkurrenz in Augenschein zu nehmen.

 

Nur welch Enttäuschung. Wie jedes Jahr zur Walpurgisnacht waren die jungen Hexen wieder außerhalb jeder Konkurrenz und die alten Hexen stellten vergrämt fest, ein Jahr älter geworden zu sein.

 

Ein gewaltiges Getöse setzte ein; begleitet von untermalender Musik, der Hexenmeister erschien mit seinem Gefolge, den Hexerichen. Inmitten der jungen Hexen fanden sie ihren Platz. So ließ sich wohlgefällig Ausschau halten, ungestört von ihren angetrauten Hexenxantippen, die sie allesamt wohlverwahrt und gesichert am heimischen Herd zurückließen.

 

Begierig sahen die alten Hexen dem Sondierungsvorgang zu. Hatten sie wiederholt alljährlich die Hoffnung, endlich einen Hexerich zur Vermählung zu gewinnen. Eigentlich wussten sie, dass die Walpurgisnacht nicht das Verlobungsfest sein wird; es ist einzig und allein der Kopulation gewidmet.

 

Nun ja.

 

Der Hexerich eröffnete das Fest zu Ehren der Walburga. Mit viel Wein wurde es an den Lagerfeuern. Gegen Ende der Walpurgisnacht leerte sich der Hexentanzplatz. Die Hexeriche entschwanden mit einer jungen Hexe im Arm in dem umliegenden Strauchwerk.

 

Zurück blieben die Alten, die zum Sonnenaufgang ihre sieben Sachen im Ränzlein verstauten und sich alsbald auf den Heimweg begaben. Wartend auf ein nächstes Jahr.

 

Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. 

 

Von der Sonderberichterstatterin Wanda Müller

(Jeder Mann an jedem Ort schreibt Geschichte fort)