Die eur(asisch)opäische Querfront
Anfrage an den SenderJjerewan: „Haben die Deutschen uns Russen die Pegida geklaut?“
Antwort: „ Im Prinzip ja, nur wurde sie bei euch in Moskau einfallslos Demonstration genannt.“
Diese „Volksbewegung“ fand ihren Anfang bereits 2013 in Russland. Machtvolle Demonstrationen der russischen Rechte unter dem Motto „Heute eine Moschee, morgen der Dschihad" oder "Junge Leute gegen Toleranz“ waren zu sehen. Tausende Russen waren empört und stellten sich gegen eine scheinbare Islamisierung und Überfremdung der russischen Gesellschaft. Es herrschte Progromstimmung. An den Unruhen beteiligten sich nicht nur Angehörige rechtsextremer Parteien und notorisch rechte Fußballhooligans, sondern auch viele Anwohner. Die spärlich postierte Polizei griff tatkräftig zu: sie ging gegen dort arbeitende (legal und illegal) Ausländer massiv vor.
Wer sich gegen diese „Bewegung der Empörten“ in Russland äußerte, wurde ganz schnell in die Ecke der Russlandfeinde oder gar Hasser allem Russischen gestellt. Was wurde von den „Empörten“ nicht alles herangezogen. Die russische Kultur war da das finale Ass, was gezogen wird.
So werden Diskussionen und Auseinandersetzungen erfolgreich erschlagen. Wann begreifen diese „Ideologen“, dass nichts gegen den Wohlklang des Russischen oder die Erhabenheit der russischen Kunst und Kultur spricht, sondern einzig und allein gegen die Fähigkeit der ideologisierten Deutschen, Sparten voneinander getrennt zu betrachten und nicht politische Haltungen auf eine mundgerechte Meinungsmache zu beziehen.
In westlichen Demokratien nimmt die Machtausübung immer stärker bürokratische Züge an. Ein offener Streit ist nicht existent, jede Entscheidung wird als "alternativlos" umgangen. Doch diese Politik ist gefährlich. So werden Konflikte unter den Teppich gekehrt und/ oder „beschweigt“ und dadurch die Menschen in die Arme der rechten und linken Heilsbringer getrieben. In Deutschland nennt man diese „Bewegung“ Pegida als derzeitigen Höhepunkt des Unwillens.
Nahtlos an die russischen rechten Aktionen und an die deutsche Pegida knüpften nun die deutschen Linken mit einer „Friedensbewegung 2014“ an. Montag für Montag versammelten sich „Friedensbewahrer“, um gegen Judentum, gegen Islamismus und gegen alles westeuropäische und amerikanische zu demonstrieren. Die zu sehenden und hörenden Parolen waren in eine Richtung auszumachen: als Feigenblatt gegen den Islamismus um dann umso unverblümter gegen Israel, vorzugehen.
Immun waren die Initiatoren der Bewegung gegen die Kritik, die ihre scheinbare Ideologiefreiheit als Mittel einsetzen und die allerlei kruden bis hin zu antisemitischen Theorien Raum lassen. Die Initiatoren gaben sich optimistisch, mit ihrer Beteiligung einen Beitrag leisten zu können, „eine kraftvolle und emanzipatorische Bewegung zu entwickeln“. Sie brüllten ihre Kritiker nieder, die ihnen entgegenhalten dass es sich im Kern um eine neurechte Bewegung handele und sie wollen die Montagsdemos nicht mit einem exkommunizierenden Bannstrahl versehen wissen.
Man stelle sich das Desaster vor, es gibt eine Bewegung und die Linke ist nicht dabei. Für einige Vertreter linker Organisationen muss dies eine schwer zu ertragende Vorstellung sein. Sie können doch nicht zulassen, bei der „Friedensbewegung 2014“ nicht mehr nur Zaungäste zu sein. Erwähnt sei in diesem Zusammenhang ein offener Brief des linken MdB Hunko, der alle friedliebenden Deutschen aufforderte, sich vor Ort diesen Kräften anzuschließen.
Der Querfront-Denker Jürgen Elsässer kommt von ganz links, als Dauerredner bei den "Montagsdemonstrationen" und auch Kontaktpfleger zur AfD. In jungen Jahren schrieb er für das KP-Organ Arbeiterkampf, er war Mitbegründer der Jungle World, Mitarbeiter von konkret und Redakteur beim Neuen Deutschland. Als er dort rausflog, gründete er eine "Volksfront gegen das angloamerikanische Finanzkapital". Nun hofft Elsässer auf die Pegida-Bewegung ("Ich sage nur: Weitermachen wie bisher! Politisch stimmt alles"). Ihm wurde der Jebsen zur Seite gestellt, der kein russisches Mikrofon auslässt, um die Position der wahrhaftigen Deutschen zu propagieren und sich über die imperialistische Lügenpresse her zu machen. Was dabei störte, waren seine „schädlichen“ Äußerungen über die Juden. Also wurden sie in die Versenkung befördert und jeden „Ausbuddler“ trifft dann der linke Zornespfeil. Große Unterstützer war und ist die Linksjugend solid. Auf deren Homepage wurde eine Progromstimmung vorbereitet.
Diese nationale Querfront wurde von den deutschen Rechten, den Hooligans, unzufriedenen Bürgern vervollständigt und das tumpe Komglomerat von Ausländerfeindlichkeit, Entsolidarisierung und Frust werden in die kalten Montagabende gebrüllt. Das Biedermanngesicht entblößt sich als Fratze, verzerrt von Fremdenhass und Intoleranz.
Nun sind die Reihen von ganz Links bis ganz Rechts geschlossen. In der deutschen Querfront von ganz weit Rechts, über die Mitte und bis ganz Links findet sich keine Lücke mehr.
Vereint sind sie stark, die Rechten und Linken: Sie sind vereint gegen das System und gegen die Medien und gegen die NATO. Deren Propagandamaschinerie ist bereits lange darauf ausgerichtet. Die europäischen Ableger der auf Putin-Linie ausgerichteten Medien nehmen dankbar jeden seiner Gedanken auf. Die Materialisten unter diesen russischen Außenstellen stellen ihre Dienste für den reinen Mammon zur Verfügung. Die Idealisten unter ihnen machen es für eine wohlwollende und lobende Beachtung und Erwähnung. Die Clversten unter diesen Propagierern sind die, die es für beides machen, Lob und Geld.
So nähert die eur(asisch)opäische Querfront Schritt um Schritt sich ihrem Endziel: ein einheitliches Gebiet zwischen Wladiwostok und Lissabon (“Pax eurasiatica”). Kernpunkt: Dugin schlägt Russland vor, Europa zu erobern und als Protektorat anzugliedern. Denn Russland verkörpere die gute Tradition Europas, die wahre europäische Identität – gegen den Westen und seinen zerstörerischen Liberalismus. Die Frage nach dem Herrscher über dieses Gebiet erübrigt sich.
Ab diesem Tage beginnen dann jeden Morgen die Nachrichten von RT Deutsch:
„Liebes Volk, es ist genau 7 Uhr und unser Herrscher Putin steht gerade auf. Es ist Zeit, dass Sie auch aufstehen.“
Etwas später: „Liebes Volk, es ist genau 7 Uhr 30 und unser Herrscher Putin macht gerade Morgengymnastik. Es ist Zeit, dass Sie sich auch bewegen.“
Noch später: „Liebes Volk, es ist genau 8 Uhr, unser Herrscher Putin frühstückt gerade, für das Volk: Volksmusik!“
Ob der dann einzige unabhängige Sender Jerewan diese Anfrage noch beantworten kann: „Kann man den Unterschied zwischen einer europäisch-amerikanischen Demokratie und einer russischen Demokratie einfach erklären?“
Antwort: „Im Prinzip ja; wie zwischen Jacke und Zwangsjacke.“