Jammer Ossi - BesserWessi, warum eigentlich noch?

"Ex inuiria ius non oritur - Aus Unrecht wird kein Recht"

 


Vorbemerkung:

 

Dass die ehem. DDR kein Rechtstaat war, dürfte wohl unbestritten sein, aber was wer er dann?

 

Da konsequenter Weise das Gegenteil von Recht Unrecht ist, muss es sich um einen solchen Unrechtsstaat gehandelt haben.

 

Damit jedoch alle ehemaligen DDR-Bürger in die Nähe von Unrecht zu rücken, liegt vollkommen fern und trifft auch nicht zu. So kann nicht geleugnet werden, dass während des gesamten Bestehens der ehemaligen DDR die SED-Führung alles versucht hat, ihre Macht zu erhalten und zu sichern, indem sie das Leben der Menschen dort umfassend kontrollierte und lenkte.


So bedeutet "Unrechtsstaat" das willkürliche oder grundsätzliche Aussetzen von Rechtsstaatlichkeit, Persönlichkeitsrechten und Rechtsgleichheit.

Sie, die DDR, war nicht demokratisch. Da war der Schießbefehl. Die Drangsalierung der ausreisewilligen Menschen dort. Die Berufs- und Studienverbote für Leute, die sich der Parteiraison nicht unterwarfen. Kinder wurden zu Spitzeldiensten in ihrem Elternhaus angehalten, wer sich Informationen über das "Westfernsehen" beschaffte.


Die DDR war ein Gebilde einer verbrecherischen Clique, die zum Zwecke ihres Machterhalts und einer abstrusen Ideologie die Bewohner in der ehemaligen DDR mit Repressalien in Schach hielt.


War es kein Unrecht, wenn über 4 Jahrzehnte in der DDR keine freien Wahlen stattgefunden haben? Die Ergebnisse gefälscht und eine Nichtteilnahme an Wahlen zu Haftstrafen führte? Oppositionelle Schriftsteller für die Verbreitung "regimekritischer" Schriften verurteilt oder wie z.B. R. Biermann "zwangsausgesiedelt" wurden?


Republikflucht war ein Straftatbestand und diese war durch Todesstreifen und Schießbefehl zu verhindern. 1961 war der Schusswaffengebrauch gegenüber "Grenzverletzern" angeordnet worden. 1989 gab es noch immer fast 190 000 IM's! Von 1963 - 1989 wurden rd. 35.000 Häftlinge von der BRD freigekauft!

Und dann will noch einer bestreiten, dass die ehem. DDR kein Unrechtsstaat gewesen sei?


1. Teil: Fakten


Für die Durchführung dieser "weichen" Formen der Verfolgung von Menschen war doch vor allem das MfS verantwortlich, was nicht heißt, dass nicht auch andere Institutionen und Personen daran beteiligt waren, wie z.B. das Ministerium des Innern, Verwaltungsbehörden der Bezirke und Kreise, Betriebs-, Universitäts- und Schulleitungen, Sparkassenfilialen oder auch behandelnde Ärztinnen und Ärzte. Und dann wurden eben solche Personen, die sich "unangepasst" verhielten, wie z.B in bestimmten gesellschaftlichen Gruppen oder Bereichen, die sich außerhalb der staatlichen Strukturen engagierten, wie Kirchen-, Umwelt-, Friedens- oder Menschenrechtsgruppen oder auch bestimmten "Jugendsubkulturen", wie z.B. Punks, Skindheads etc. unter besondere Beobachtung gestellt.


Und das dürfte doch wohl auch unbestritten sein, dass das Ziel dieser "weichen" Repressionsmaßnahmen - vom MfS " Zersetzung "genannt - war, um über die Betroffenen möglichst viel zu erfahren, um so in das Leben dieser Menschen eingreifen zu können, um sie auch psychisch beeinflussen und steuern zu können.


Es war die Alleinherrschaft einer Partei ohne jegliche demokratische Legitimation, staatliche Strukturen ohne Gewaltenteilung, eben das ausschließlich der SED untergeordnete Rechtssystem, die staatl. Zensur usw. usf.

Ob all' dieser Ungerechtigkeiten, versucht ein " BesserWESSI" – ohne einen Anspruch auf Vollständigkeit - seine Sichtweise, im Rahmen eines sich Auseinandersetzens mit seinen " Brüdern und Schwestern" aus der ehem. DDR darzustellen, wobei Aussagen oder Meinungen, die sich hier eventuell wiederfinden könnten, eher rein "zufällig" und nicht "beabsichtigt" sind.

Hierfür wurden von einem "naseweisen WESSI", der sich trotz aller möglichen Anfeindungen bewusst Zeitzeugen, "Angelesenes", Betroffene und Medien zu Rate gezogen, ohne jedoch anderen seine persönliche Meinung "überstülpen" zu wollen, wie es allerdings andererseits auch Heute und im Jetzt immer noch häufig genug versucht wird, jedoch vergebens.

Um dieses zu verdeutlichen, hört sich das dann - auch heute noch nach mehr als 20 Jahren Wiedervereinigung - aus den "ideologisierten Mündern" einiger (unverbesserlicher) EHEMALIGER, so an:

"Nochmals, ein großer Teil der Menschen in der DDR, wollten eine andere DDR"

oder
"Es handelt sich um indoktrinierte, unreflektierte hetzerische Meinung" äußert man sich kritisch zur ehemaligen DDR.

oder


"Ich stehe zu Fritz 30 und Ralf, weil sie das immer wieder sagen: Wir wollten ein besseres Land."

oder
"Der liebe Gott weiß alles, aber der Besserwessi weiß es besser".
oder
"Ich habe aber einen Sinn für Gerechtigkeit und darum spreche ich die Machenschaften, den Betrug oder sogar die Verbrechen, die mit dem Beitritt verbunden waren, immer wieder an!"

oder
"Sind Sie außer einigen, Ihnen zu Ohren gekommenen oder in Ihrem Lebensumfeld im Bildungsauftrag angelesenen plakatierten, vermeintlich unwiderlegbaren Behauptungen und Fakten, auf die Sie sich berufen, mit der Erwartung einer recht"fertigenden", bedingungslosen Zustimmung Ihrer Lesart überhaupt auch selbst einmal ernsthaft mit der Absicht eines Erkenntnisgewinns auf Ihre Gegenüber eingegangen?"

oder
"...scheint ohnehin vergebliche Wahrheitsliebe zu sein, einen Großteil der Westbürger überzeugen zu können!"

oder
" ...keine Glorifizierung, aber auch keinen Unsinn "

oder gar
"Ich will Ihnen Ihren Hass auf die DDR nicht nehmen, wahrscheinlich hat das tiefere Ursachen. Aber mit Verzerrungen erreichen Sie eher das Gegenteil, jedenfalls bei mir (und auch bei anderen wie bei ClaraF)"

und das dann ein Wessi "zurückkeilt" wie z.B.
"Heute aber ist die ehemalige DDR abgewrackt!"

 

oder
"Ich möchte Sie unterstützen in Ihrem ziemlich einsamen Kampf gegen die vom Zeitgeist mächtig angetriebenen Windmühlen. Es ist für mich ebenfalls unbegreiflich, manchmal so viel Arglosigkeit und politischer Naivität zu begegnen!"

oder
"Wer allerdings als ehem. DDR-Bürger nicht in den Choral der Staatsmacht mit einstimmte oder sich gar widersetzte, bekam deren Allgewalt deutlich zu spüren!"

So oder ähnlich findet ein Gedankenaustausch statt, wenn sich ein "Wessi" mit aller Ernsthaftigkeit mit der Vergangenheit der ehemaligen DDR auseinandersetzen will bzw. auseinandersetzt.

Trotz allen Unrechts, welches in 40 Jahren in der ehemaligen DDR geschehen ist und Menschen haben ertragen und erleiden müssen, entsteht der Eindruck, "alles war doch nur halb so schlimm, uns ging es gut und ihr Wessis habt doch gar keine Ahnung!"


Doch diesen Alleinvertretungsanspruch kann man nicht gelten lassen, weil es immer noch die "Ewiggestrigen", die unverbesserlichen und uneinsichtigen Alt-Sozialisten sind, die nicht bereit sind, andere Sichtweisen, Wahrnehmungen und Meinungen gelten zu lassen, weil sie nicht deren Vorstellungen entsprechen.


2. Teil

 

Sie, die „Ewiggestrigen“, polemisieren, ergießen sich in ihrem "gelernten" Propagandapathos und ihrem Widerstand einer nicht zur Kenntnis nehmen wollenden "Wiedervereinigung" zweier Deutscher Staaten, obwohl es eine überwältigende Mehrheit der ehemaligen DDR-Bevölkerung so wollte und auch begrüßt hat.

Dass es im Zusammenhang mit der Wiedervereinigung und der Zeit danach zu berechtigtem Ärger gekommen ist, ist nicht zu leugnen und war auch teilweise nicht zu verhindern.


Natürlich war auch nicht im Westen alles Gold, was so "glänzte". Das gehört auch zur Wahrheit.

Kommt man allerdings zu den Erklärungsversuchen, muss man die Ursachen der noch immer recht unterschiedlichen Selbstwahrnehmungen von Ost- und Westdeutschen im " Kalten Krieg " beheimatet sehen.

Während die "Ostdeutschen" damals in der ehemaligen DDR in einer Gesellschaft gelebt haben, in der die Überlegenheit gegenüber dem "kranken kapitalistischen System" im Westen propagiert wurde, war man in Westdeutschland nach dem 2. Weltkrieg vor allem mit der Selbstgeißelung wegen der "Schuldfrage" beschäftigt (wie z.B. des Verbleibens von Nazi-Richtern im Amt, Ritterkreuzträgern im BT, Straßen und Plätze und Kasernen nach Nazi -Größen benannt etc.).

Allerdings heute immer noch zu propagieren, "über 40 Jahre lang der friedlichere Teil Deutschlands gewesen zu sein" ist pure Heuchelei und unwahr. Z.B. wäre die NVA 1968 fast in die Tschechoslowakei einmarschiert, Schießbefehl, Mauermorde etc.

Die ständige Selbsthinterfragung, der intensive Diskurs gehört im Westen zur Kultur.
Jedoch aus einer Diktatur kommend, kannte man das in der ehem. DDR nicht.


Gibt es deswegen häufig Probleme mit den Umgangsformen der "Leute" aus dem Osten unseres Landes, die in der ehemaligen DDR zur Oberschicht zählten? (s. Braunbuch DDR. Nazis in der DDR, 1981 - 876 bzw. 1000 Namen von NS belasteten Personen, die in gesellschaftlichen einflussreichen Positionen der ehemaligen DDR Fuß gefasst hatten: Nie, Trappen, Bock, Birch, Jaeschke, Ißleib, Kegel, Rose, Ewald (NOK), Dallmann, Homann, Éichler usw. usw.).

Statt sich dieser "historischen Entwicklung" zu stellen, wird nur auf die Gegenseite verwiesen. Das ist "Geschichtsklitterung" und kann sicherlich nicht zur ernsthaften Diskussion beitragen.


Was aber soll man von alledem nun halten? Wie schafft es somit der "Westdeutsche", arrogant und selbstbewusst zu sein, wenn er sich doch dauernd selbst in Frage stellt? Müssten daher nicht die "Wessis" eher ängstliche und unzufriedene Menschen sein?

Und wie wird aus den Ostdeutschen (ehemalige DDR), der in einer - keinesfalls aus marxistischer Sicht - "besseren, überlegeneren Gesellschaft" aufgewachsen war, dann ein ängstlicher und unzufriedener, stets nörgelnder, kritisierender Mensch?

Unverhofft, überraschend schnell, aber auch zu allem Leidwesen leider unvorbereitet, erlangten die Bewohner der ehemaligen DDR am 3. Oktober 1990 ihre so lang ersehnte, erhoffte und auch "erkämpfte" Freiheit wieder.


Damals sagte Willy Brandt dazu: " Jetzt wächst zusammen, was zusammengehört!"
Doch davon scheint man weiter entfernt zu sein, als man anzunehmen glaubte, insbesondere, wenn man sich mal kritisch in den einschlägigen Foren und Blogs, selbst auf der HP von WANDA umschaut.

Dann wollen die einen die Mauer wieder haben, die anderen wählen die Nachfolger jener Partei, die einst die DDR verrotten ließ, oder aber laufen gleich zu den rechten Parteien über: Mehr als 20 Jahre nach der glücklichen Wiedervereinigung von "Ossi" und "Wessis" ist das Verhältnis, so scheint es, auf einem Tiefpunkt angelangt. Das Jammern, Schimpfen, Schuldzuweisen über den jeweils anderen steht auf der Tagesordnung!

 


3. Teil: Typisch Ossi, typisch Wessi?

Jammernd über ihr "neues Leben" verteidigen die einige "Ostdeutschen" trotzig ihr altes, trauern dabei immer noch ihrem jämmerlich gescheiterten System nach.

Beklagen sich, dass schwarze Wolken ihr Jammertal verdunkeln, dass die Sonne nicht durchdringt, dass es an blühenden Landschaften mangelt, obwohl ihnen doch ein Westdeutscher diesen Himmel auf Erden versprochen hatte.


An allen Problemen aber scheinen für die Menschen in Ostdeutschland immer die westdeutschen Menschen in gewisser Weise schuld zu sein.

Doch berechtigterweise fühlen sich inzwischen viele Westdeutsche vom Gejammer der Ostdeutschen echt genervt.


Seit mehr als zwanzig Jahren sind Milliardenbeträge in den sogenannten "Aufbau Ost" geflossen, während im Westen zahlreiche Städte aufgrund leerer Haushaltskassen zusehends verfallen.


Und was ist mit der ach so ersehnten "wiedergewonnenen Freiheit"?....Nichts anderes als Schweigen!

Umso unverständlicher ist es deswegen für die "Westdeutschen", trotzdem weiterhin Misstöne von Ostdeutschen zu hören.
Warum eigentlich ist ein Teil dieser Menschen nicht dankbar für die finanzielle Hilfe etc. sowie den nicht zu leugnenden Wohlstand?

Oder jammern die Brüder und Schwestern im Osten deshalb so viel, weil es in Zeiten des Sozialismus verboten war, Kritik frei zu äußern und somit einen erheblichen Nachholbedarf haben?

Brüder und Schwestern – immer wieder in diesem Zusammenhang ein gern verwandter Begriff, wenn es um Ost und West geht - bei Geschwistern geht es ja bekanntlich auch schon mal ein bisschen heftiger zu - könnte ja gehen, wenn nicht immer nur "einseitig " und bösartig gejammert würde (s. z.B. Blogs )

Daher ist es höchste Zeit, einander einmal den Spiegel vorzuhalten, denn so wird es nichts werden mit dem "Zusammenwachsen, was zusammen gehört!"

Dabei kann (muss) man darauf setzen, dass die nach 1989 in Gesamtdeutschland Geborenen, ohne die ideologische "Trennungsschere im Kopf zu haben", ihren Alltag bewältigen können und wollen.

Es ist einfach so, dass bei der gegenseitigen Wahrnehmung von Ost- und Westdeutschen immer noch (aber viel zu häufig) Urteile und Vorurteile, Erlebtes und Erlesenes, Fakten und Fiktives zu einem Schwarz-Weiß Bild vermischen.


Aber warum ist es so, dass nach mehr als 20 Jahren Wiedervereinigung immer noch so hartnäckig derartige Vorurteile auf beiden Seiten sich halten? Aufklärungsversuche Fehlanzeige, stattdessen Aufrechnung was das "Zeug" hält!

 

 

4. Teil: Ideologien/Antifaschismus/ und Erziehung/Bildung:

Zunächst muss man mal deutlich feststellen, dass die Lebensleistungen der Menschen in der ehemaligen DDR im Westen oft genug nicht genügend bekannt und anerkannt werden. Dabei haben die "Ostdeutschen" Gewaltiges geleistet. Sie haben das im Zweiten Weltkrieg total zerstörte Land, nach Zahlung von Reparationsleistungen an die Sowjetunion, unter größten Opfern der Bevölkerung aus eigener Kraft wieder aufgebaut. Das verdient Respekt!

Doch letztlich war es die Misswirtschaft des SED-Regimes mit allen seinen Konsequenzen für LAND UND LEUTE, die die Menschen dort um die Früchte ihres Fleißes brachte. Und dennoch: die Ostdeutschen haben es geschafft, sich aus eigener Kraft ("Wir sind das Volk") vom totalitären Sozialismus zu befreien. Das war gut so und muss immer wieder in Erinnerung gerufen werden.

Doch dass es immer wieder noch bei "Alt-Sozialisten", "Ewiggestrigen" und "ideologisierten Populisten" zu Tage tritt, dass sie der ehemaligen DDR mit all seinem Unrecht und Leid anscheinend noch nachtrauern und alles, was nicht gleicher Meinung ist, als indoktrinierte, unreflektierte hetzerische "Meinungsmache" abtun und weder Realitäten und Fakten nicht zu akzeptieren bereit sind, kann man nicht verstehen!

Nur warum halten sich nach mehr als 20 Jahren Wiedervereinigung immer noch so hartnäckig solche "sozialistischen Ideologien"?

Zum einen sind das natürlich historische Gründe - vierzig Jahre Koexistenz zweier deutscher Staaten mit unterschiedlichen Ideologien, aber auch kulturellen Entwicklungen, die zu differenzierenden Verhaltensweisen in einer gemeinsamen Kommunikation und im Umgang miteinander geführt haben.

 

Dazu allerdings kommt noch: die allgemeine Neigung bestimmter Menschengruppen zum Feindbilddenken (s. HP Wanda ).


Drum muss man immer wieder erleben, wie sich Menschen in Ost- und Westdeutschland übereinander beklagen, sich gegenseitig (absichtlich?) missverstehen und ihre Vorurteile, Beleidigungen und Verächtlichmachungen aufrechterhalten.

Für gewöhnlich fangen Westdeutsche ein Gespräch mit eher etwas Positivem an, bei Ostdeutschen dagegen ist vielfach zu beobachten mit Negativem, um sich eventuell hervorzuheben und eine Ebene der "Vertrautheit" herzustellen, wie man es doch kannte.

Das "positive" Feindbild, welches auf die als real empfundene oder zumindest propagierte Feindschaft resultierte, hat sich seit der Wende halt in ein "negatives" gewandelt. Eine reale Bedrohung durch den Feind (Westdeutschland warum überhaupt?) gibt es nun ja nicht mehr – wenn es überhaupt jemals auch nur annähernd bestanden hätte - sind dennoch viele Negativbilder in den Köpfen dieser "Ewig-Gestrigen" haften geblieben, obwohl sie unzutreffend und illusionär sind. Z.B. die sich selbst als antifaschistisch und links bezeichnende SED-Diktatur hat ein mit "rechten Werten" spielende Subkultur hervorgebracht.

Der Antifaschismus in der ehemaligen DDR brachte eine "braune Subkultur".

Trug die ehem. DDR bis zu ihrem Untergang den Antifaschismus nicht wie ein Banner vor sich her? War somit die ehemalige DDR ein antifaschistischer Staat?

Dazu lautet die These: Der Stalinismus hat den wirklichen Antifaschismus in der ehem. DDR unmöglich gemacht!

Tapfere Antifaschisten, die eben den Konzentrationslagern entkommen waren, wurden doch zu Büttel des neuen Systems, wurden so zu Verrätern über Ideale!! Sie haben daran mitgewirkt, Freiheit, Demokratie und Menschlichkeit zu verhindern und zu zerstören!

 

Diejenigen Antifaschisten, die sich nicht dazu missbrauchen ließen, wurden gerade in den 50er Jahren von den DDR-Oberen verfolgt und mit erheblichen Drangsalierungen (Schauprozesse, Haft- und Todesstrafen) belegt.


Deshalb war das in der ehemaligen DDR auch nur ein gebrochener Antifaschismus - gebrochen, wie man eben ein Wort bricht.

Gebrochen, wie Ideale eben zerbrechen.

Rechtsextremistische und ausländerfeindliche Einstellungen waren und sind im Osten kein Phänomen, das erst nach dem Fall der Mauer eingesetzt hat. Im Gegenteil: gewaltbereite Skinheads und Neonazis waren schon in den 80er Jahren im SED-Staat vielerorts anzutreffen (spätestens mit Hoyerswerda, Rostock-Lichtenhagen wurde dann Jahre später der letzte Zweifler überzeugt.)

Alles das hat aber auch schon in der ehemaligen DDR geschlummert, doch niemand hat es wahrhaben wollen und musste deswegen immer wieder wegdiskutiert werden.

Für die Bevölkerung dieser ehemaligen DDR war die Demonstration einer antifaschistischen Grundhaltung doch einfach (nur) Pflicht, auch wenn es immer wieder versucht wird, dieses zu negieren.

Es war doch der Antifaschismus, der das nationale Selbstbild der ehemaligen DDR konstituierte und wurde doch eindeutig von der SED-Spitze in Form eines Gründungsmythos in solch einem politischen System verankert. Demnach wurde er dann auch zwangsläufig in sämtliche Felder der Alltagskultur der Menschen eingebunden. Und immer wieder ertönte die gleiche "Melodie", dass "auf dem Boden der DDR Faschismus, Rassismus und Völkerhass mit Stumpf und Stiel ausgerottet worden seien!" (s. Braunbach der DDR )

Teilweise geht es daher ja schon so weit, dass selbst der Generation, die erst nach der Wende geboren wurde, also gar kein geteiltes Deutschland erlebt hat, durch Familie und auch durch Medien bestimmte Bilder vermittelt werden (sollen!). Dazu gehören auch die "Ewiggestrigen" mit ihren einseitigen und glorifizierenden Beiträgen!

 

Ein bestimmtes Maß an Offenheit, gerade auch für Kritik und Selbstkritik, ist notwendig, um dem Anderen, der einmal "tatsächlich" Feind war, eine Chance geben zu können.

Eine Voraussetzung für diese Offenheit aber ist die Überzeugung, dass Menschen im allgemeinen und Menschen im besonderen sich wandeln können, dass sie nicht aufgrund einer schicksalhaften Festlegung ihres Wesens auf ewig so bleiben (müssen), wie sie einmal waren oder gar noch sind.

Immer noch heißt es: Ost gegen West - West gegen Ost! Weiterhin wird tatkräftig "runtergeputzt", hochnäsig aneinander vorbeigestarrt und gehetzt!

Als mit dem Untergang der DDR sogar die Sprache belebt wurde, kam es zu neuen Wortschöpfungen (z.B. Mauerspecht u.a.), von denen sich vor allem "Wessi" und "Ossi" als unerwartet langlebig erweisen. Anfangs noch liebevoll gemeint, ist daraus doch längst ein Schimpfwort geworden!

Wessi und Ossi stehen als Begriffe für den merkwürdigen Umstand, dass vor mehr als 20 Jahren die reale Betonmauer durch eine imaginäre Mauer in den Köpfen ersetzt wurde.


Die Betonmauer allerdings war in einer Nacht durchlöchert und in einigen Monaten abgetragen.

Doch die Mauer in den Köpfen ist wahrscheinlich in Jahrzehnten noch nicht überwunden!


Ein Grund mit dafür: für die Ostdeutschen änderte sich ja fast alles. Und das fällt schwer!

Auch sogenannte "Ostalgie-Shows" im Fernsehen, in denen die "gute, alte Zeit" in der ehemaligen DDR dargestellt wird, führen bei den Westdeutschen hin und wieder zu Irritationen und werfen Fragen auf, warum die Widersprüche des sozialistischen Systems so offensichtlich verdrängt werden, warum die DDR - Bürger damals gegen die unerträglichen Zustände in "ihrem" Land protestiert haben und heute, wie einige "bekannte" Protagonisten in diversen Foren immer noch Loblieder auf "ihr" einstiges sozialistisches Vaterland " zu singen versuchen.

In der ehem. DDR standen schon die kleinen Kinder im Zentrum des staatlichen Interesses. Von klein auf sollten sie sozialistisch erzogen und auf ein Leben in der sozialistischen Gesellschaft vorbereitet werden.


So waren deswegen Kinderkrippen für Kinder bis 3 Jahre selbstverständlicher Teil des Lebens der Familien in der DDR.


Die Kinderbetreuung ermöglichte so - und nur darum ging es - auf der einen Seite, den Müttern die Möglichkeit zur Berufstätigkeit - und auf der anderen Seite hatte somit der Staat die Möglichkeit, schon die Erziehung der Kleinsten zu beeinflussen. Das ging so weit, dass bis ins Detail dort geregelt war, wie die Entwicklungsstufen der Kleinkinder zu begleiten waren. Und das Ziel war es: die Erziehung sollte in diesen Einrichtungen nach einer einheitlichen Methode ablaufen. Das nennt man Gleichmacherei. In der ehemaligen DDR war die Erziehung grundsätzlich eine Kollektiverziehung-
 
Bildung und Erziehung wurden in der ehemaligen DDR seit dem 25.2.1965 als grundsätzliche Einheit verstanden, deren Ziele das Gesetz doch unmissverständlich beschrieb und auch deswegen nicht geleugnet werden kann:


"§ 5 (2 ) Die Schüler, Lehrlinge und Studenten sind zur Liebe zur DDR und zum Stolz auf die Errungenschaften des Sozialismus zu erziehen, um bereit zu sein, alle Kräfte der Gesellschaft zur Verfügung zu stellen, den sozialistischen Staat zu stärken und zu verteidigen...".

Insbesondere musste daher in Schulen streng darauf geachtet werden, dass die ideologischen Vorgaben der Partei und Staatsführung umgesetzt wurden.

Das Machtmonopol besaß doch ganz eindeutig die SED mit der verbindlichen Ideologie des Marxismus-Leninismus (z.B. System Kinderkrippe. Kindergarten, Polytechnische Oberschule, EOS mit Abitur, Sonderschule, Spezialschule wie Russischschule, Volkshochschule ; Ideologie: Stundenbeginn = Singen der Nationalhymne bis in die 70er Jahre, wöchentlicher Appell, Straße der Besten, Gruppenrat, Pioniernachmittag, Patenbrigade) oder "Das Leben im Kindergarten bereitet die Erziehung sozialistischer Menschen vielfältig vor (...). So steht das Singen im Dienst der sozialistischen Erziehung unserer Kinder."

So geschrieben stand es als Vorwort im Liederbuch " Sputnik, Sputnik kreise“, welches ausschließlich für die Vorschulerziehung gedacht war. Dazu wurden dann folgende Lieder, die wie man trotz besseren Wissens nicht als sozialistisch, gewaltverherrlichend etc. ansehen will:


-" Höre ich die Soldaten singen, lass ich all mein Spielzeug steh'n"
-"Mein Bruder ist Soldat..."
-"Lieber Soldat du trägst ein Gewehr..."
-"Wenn ich groß bin, gehe ich zu VA- DDR"
-"Muss es gleich der Mutti sagen, werde bald das blaue Hemd......"


usw. usf.


Muss man dazu noch etwas sagen, wenn man von Erziehung, Bildung und Kindern spricht?


Eine Krippenerzieherin (eine Zeitzeugin) sagte:


"Es werden Gott sei Dank immer mehr Dinge "herausgekramt" und das ist gut so, denn manche vergessen ja so schnell!"

Hätte also der Westdeutsche nicht Grund zu jammern? Natürlich doch. Und davon macht er zwischenzeitlich auch Gebrauch. Westdeutsche sind es leid, sich von den Ostdeutschen kritisieren und an den "Pranger" stellen zu lassen, von ihnen für alle Probleme, die seit der Wende aufgetreten sind, verantwortlich gemacht zu werden. Drum will er auch nicht mehr länger hinnehmen, dass sich die ehemaligen DDR-Bürger als " einziges Volk von Opfern " darstellen - waren es doch damals das sozialistische Staatssystem und der "bedrohliche äußere" Feind, namens Kapitalismus, sind es heute die Westdeutschen als solche, die an der Unzufriedenheit der Ostdeutschen schuld sein sollen.

Ist es deshalb verwunderlich, wenn man manchmal verstehen könnte, wenn es vielfach gewünscht wird, dass die alten "Zustände" wieder bestehen würden, denn nur jammern, alles schlecht reden und neidisch bis zynisch zu kommentieren, das sind die Westdeutschen - zu Recht - langsam leid, vor allem dann, wenn heute noch immer versucht wird, alles was UNRECHT in der DDR war, zu verharmlosen, zu (v)erklären oder gar auch noch zu verteidigen. Selbst dann auch noch, wenn Fakten, Dokumente und Zeitzeugen anderes belegen und berichten.

Mit dem Bilde, welches Ost- und Westdeutsche voneinander haben, ist der Verfasser dieses Aufsatzes im Laufe seines Lebens oft konfrontiert worden.

Drum liegt es an jedem Einzelnen selbst, ob er sich auch weiterhin zum unnützen Idioten "Trennungserhaltender " hergeben will.

Und so schließe ich hier mit dem Wort eines Schweizer Aphoristikers, der gesagt hat:


"FRIEDLICH IST NICHT WER SCHWEIGT, SONDERN WER DAS UNRECHT BEIM NAMEN NENNT"

 

Schlussbemerkungen:

Damit eines klar ist: eine Verurteilung der DDR-Diktatur ist mehr als berechtigt, damit allerdings aber keine Verurteilung "ostdeutscher Biographien!"

Darüber zu urteilen, hat man als "BesserWESSI" kein Recht aber eine berechtigte Meinung, schließlich bestand die DDR-Bevölkerung ja nicht nur aus "Spitzeln" und SED-Karrieristen, obwohl man das manchmal glaubt, wenn man den einen oder anderen Beitrag liest.

Für die Bevölkerung ist das Gegenteil richtig, weswegen es auch nicht gelingen darf, das unsägliche DDR-System und die DDR-Bevölkerung aneinander zu ketten.

Eben weil unterschiedliche Wertehierarchien, Ansichten und mentale Modelle aufeinandertreffen, ist das noch kein Problem, da es so im alltäglichen Leben doch auch passiert.

Und deshalb ist es so wichtig, dass man über diese auftretenden Differenzen sachlich miteinander reden muss, reden sollte.


Wenn aber nicht, dann wird es ein Problem und das insbesondere dann immer noch nach mehr als 20 Jahren Wiedervereinigung.

"Doch wenn ich durch Deutschland reiste, musste man das Gefühl haben, dass man hier der einzige zu sein schien, der sich über die Wiedervereinigung noch von Herzen gefreut hat!" so lautet das Fazit, wenn man hierzu die Foren verfolgt!

Wenn aber Nähe und Distanz, Status und Beziehung, Sympathie und Antipathie jeweils anders empfunden und zum Ausdruck gebracht werden, kann man sicher sein zu erkennen, wie der eine oder andere zu allem steht.

Dass dann, wenn die Verständigung nicht funktioniert und man sein Ziel nicht erreicht (hat), wird die "Schuld" zu oft bei Anderen (insbesondere Westdeutschen), leider nur manchmal bei sich selbst, gesucht.

Wer also einen Blick - egal aus ost- oder westdeutscher Sicht – über die "unsichtbare Grenze" werfen will, muss sich im Klaren darüber sein, dass viele scheinbare Selbstverständlichkeiten eben nicht für beide Seiten gelten und daher betrachtet, besprochen und "neu" verhandelt werden müssen.

Dass ist auch der eigentliche Anlass eines solchen Aufsatzes, dass man nicht alles als selbstverständlich gegeben voraussetzen kann. Drum muss es immer und immer wieder die Möglichkeit geben, einen "Blick zurück" zu wagen, auch wenn es manch einem unliebsam ist.

Man kann doch zwischen den Ost- und Westdeutschen nicht nur übers Wetter, die Nachbarn oder über Familienfeiern reden, man muss vor allem das mehr als vier Jahrzehnte erduldete und erlittene Unrecht beim Namen nennen dürfen, denn das ist gut so.

 

Drum: Es ist für alles noch nicht zu spät. Deswegen kann man den Aufsatz mit dem Wort eines amerikanischen Philosophen beenden:


"WER SICH DES VERGANGENEN NICHT ERINNERT, IST DAZU VERDAMMT, DIESE NOCH EINMAL ZU ERLEBEN!"

Aber will das denn wirklich immer noch jemand?