Eine riskante Schlittenfahrt

( oder Regierungsbildung in Thüringen )

 

Die SPD begibt sich noch vor dem Winter auf eine sehr riskante Schlittenfahrt.

 

Oben am Start ist es noch ganz flach, die Kinder vorn jubeln und wollen schneller fahren.

 

Der Papa (Familienvater) sitzt hinten und weiß nicht recht, ob das alles gut geht!

 

Zwar sieht die Piste eben und nicht zu steil aus, aber keiner weiß, wie es nach der nächsten Biegung weitergeht.

 

Ob dort überhaupt noch Schnee liegt oder ein umgestürzter Baum den Weg versperrt.

 

An warnenden Stimmen am Wegesrand mangelt es allerdings überhaupt nicht.

 

Wenn die Fahrt schief geht und alle tief im Schnee liegen, gibt es genügend, die genau davor gewarnt haben!

 

Aber zurück auf Start: Die SPD-Basis hat entschieden - mit einer satten Mehrheit von 70%. Gut dreiviertel der Thüringer Genossen haben sich beteiligt, die Entscheidung hat also Gewicht und Substanz.

 

Der rot-rot-grüne Schlitten ist also in Fahrt. Nun kann ihn - so scheint es jedenfalls bis zur nächsten Biegung - wohl nichts mehr aufhalten zu können.

 

Koalitionsverhandlungen mit den Linken und den Grünen sind im vollen Gange. Das wird auch Zeit, mehr als 7 Wochen nach der Wahl. Die Verhandlungen gehen ohne viel Holpern und Klappern vonstattengehen - vieles ist schon in den Sondierungsgesprächen sehr konkret und ausführlich besprochen worden.

 

Die Parteitage von Linken, SPD und Grünen haben die Ergebnisse abgesegnet, auch gegen stellenweise harsche Kritik.

 

Dann wären da  noch die Basisbefragungen der Linken und der Grünen.

 

Auch diese leichten Bodenwellen bekommen sie sicher auch wie die 70% der SPD noch hin.

 

Schließlich wollen Linke und Grüne in Thüringen auch mal regieren! Und die Linken natürlich den ersten MP der Republik stellen.

 

Bis dahin also hat dann der Schlitten ganz schön Fahrt aufgenommen. Die Erwartungen in den Parteien sind sehr hoch.

 

Mitregieren, das Land gestalten und umgestalten, Geld für die Kommunen, Geld für gute Schulen und junge Eltern - das klingt nach einer rauschenden Fahrt. Hoffentlich stürzt dabei niemand oder fällt vom Schlitten.

 

Allerding wird auch viel gemunkelt im Thüringer Wald. Schließlich ist die erste Biegung auf dieser rasanten Schlittenfahrt schon bedrohlich nah: Die MP-Wahl, geplant für den 5. Dezember - einen Tag vor Nikolaus, wenn der dann seinen Geschenksack ausschüttet -, denn die Kurve ist eng, der Schlitten muss sie genau treffen und alle Mitfahrer müssen sich sehr gut festhalten, sonst kippt die Fuhre.

 

Eine Stimme Mehrheit hat Rot-Rot-Grün! Und das weiß auch die andere Seite, eben die CDU. Sie steht daher schon jetzt an der Kurve und hofft, dass der Schlitten schlingert und mit "Karacho" in den Wald rauscht.

 

Zu gerne würden die Christdemokraten natürlich den Schlitten übernehmen, doch dann müsste man  vorab eine Mitfahrerin austauschen, um so wieder wie bisher als erfahrene Lenker, die schon fast mit jedem gerodelt sind, heil unten anzukommen.

 

Natürlich würden sie dabei gerne die SPD - wenn die wollen - auch die Grünen wieder aufsitzen lassen.

 

Aber auch andere stehen in der Kurve und lauern, dass die Fuhre kippt, die AfD.

 

Diese würde unter bestimmten Bedingungen auch gerne den CDU-Schlitten anschieben!

 

Wie schon gesagt: Da wird viel gemunkelt im Thüringer Wald.

 

Selbst dann, wenn Linke, SPD und Grüne die erste Kurve nehmen, es kommen allerdings noch mehr. Der Haushalt ist als erstes fällig, später die großen Projekte: Verwaltungs- und Gebietsreform. Dabei sind schon stabilere Schlitten ins Schlingern geraten.

 

Letztlich allerdings, wenn unten, wo das Gelände wieder flacher wird, könnte vielleicht der nötige Schwung fehlen.

 

Niemand weiß also, ob diese Schlittenfahrt den Parteien gut bekommen wird. Gerade die Grünen müssten dann bangen, noch mal mit nach oben an den Start genommen zu werden.

 

Aber das ist Schnee von morgen!