Wat de Eenen sien Uhl, is de Annern sien Nachtigall

Eine nicht ganz ernst gemeinte und historisch nicht exakte Betrachtung

 

 

Vor langen Zeiten, erdgeschichtlich mag es ein, zwei oder gar drei Tage her sein, in der Realität aber einige Jahrtausende, war dieses Land mit Eis und Schnee bedeckt.

 

Irgendwann schmolzen diese Berge aus Eis und Schnee und hinterließen einige Hügel aus Stein und viele, viele Seen. Den größten Steinhügel nannten die Ureinwohner in einer Anwandlung von weltmännischer Großspurigkeit Mecklenburgische Schweiz und die Seen wurden zu einer Seenplatte auserkoren.

 

An den Küsten entstanden Flecken, in denen alsbald der Handel und der Schiffbau blühten, so einigen Leuten die Scheunen und Kammern füllte. Vor allem deren Kisten mit Gold und Geschmeide. Die Flecken entwickelten sich zu ansehnlichen Städten. Deren Bürger waren weltoffen und dies beförderte nicht nur die Wirtschaft, sondern auch die Wissenschaft.

 

Im Binnenland wurden die Wälder gerodet und die Ureinwohner, Nachfahren der Goten und die Zugewanderten aus den Weiten des slawischen Raums, eigneten sich Land an, das sie nun bestellten. Die Flecken im Binnenland waren weit voneinander entfernt und durch die Flachbrüstigkeit des Landes begünstigt, konnte einjeder bereits am Wochenanfang sehen, wer zum Sonntag zu Besuch kam.

 

Es bildeten sich zwei große Menschengruppen in diesem weiten Land heraus, die Mecklenburger und die Pommern. Von Anbeginn an achteten sie auf eine feinsäuberliche Abgrenzung und schufen sich sofort als erstes ihre eigenen Wappentiere.

 

Die Pommern fanden für sich den Greif angemessen. Ein stolzes und kämpferisches Fabeltier. Die Mecklenburger suchten sich den Ochsenkopf aus. Man beachte hier, nicht den Kopf eines Bullen, nein, ein Ochse musste es sein, ein nicht ganz echter Bulle. War dies bereits eine Vorsehung?

 

Das Land wurde im Laufe der Jahre zum Spielball der Nachbarn, besonders der aus dem Norden. So wechselten sich die Dänen und Schweden als Besatzungsmächte in säuberlicher Regelmäßigkeit ab. Zuletzt kamen die Russen und andere südliche deutsche Volksgruppen, da stellten die Sachsen den größten Teil, hinzu. Wobei aber nicht unerwähnt bleiben darf, dass es die Schweden am längsten aushielten, nämlich fast zweihundert Jahre in Pommern. Ihre Hinterlassenschaften kann jeder noch heutzutage sehen und vor allem schmecken. So unterscheidet sich dadurch die pommersche Küche doch erheblich von der der Mecklenburger.

 

Aber nicht nur das leibliche Wohl entwickelte sich unterschiedlich, sondern vor allem die Menschen.

 

So blieb die Entwicklung im Laufe der Zeiten irgendwie in Mecklenburg stehen. Wohl nicht ohne Grund sagte jemand vor kurzem, wenn die Welt einmal untergeht, geschieht dies in Mecklenburg einhundert Jahre später. Dies sagt wohl alles.

 

Es änderte sich abrupt durch den letzten Krieg und den damit verbundenen Völkerwanderungen. Die Sieger der Geschichte sahen die Rückständigkeit in Mecklenburg und beorderten andere deutsche Völker in die Weiten des Landes zur Kultivierung. Als Grund gaben sie die Urbarmachung der vielen Moore an. Als diese trocken gelegt waren, fanden die Sieger eine neue Aufgabe, denn es gab noch viel zu tun in diesen Landstrichen, und ordneten die Kollektivierung an.

 

Auch wurden Lehrer und andere Gebildete dorthin entsandt. Zum ersten Mal in der Geschichte dieses Landes entstanden Dorfschulen, zu denen alle Kinder gefahren und ihnen dort mindestens acht Jahre Bildung vermittelt wurden.

 

An dieser Stelle darf auf keinem Fall unerwähnt bleiben, dass durch die Denke der Schollenbesitzer, das Land bleibt in der Familie, es zu vielen fatalen Familienplanungen kam. Enge verwandtschaftliche Beziehungen waren die Norm, nur wurden dabei nicht die Auswirkungen für die Nachkommenschaft bedacht. Als Folge gab es in den Tiefen des Landes ganze Ortschaften mit sehr schlicht denkenden Menschen.

 

So hatte die Völkerwanderung vor einigen Jahrzehnten auch den zusätzlichen Effekt der Vermischung.

 

Eins haben die Mecklenburger und Pommern gemein; sie sind sehr gastfreundlich. Gerne nehmen sie gutzahlende Fremde in ihren Behausungen auf. Dafür ist ihnen keine Mühe zu fern. So wurde so mancher Stall, später so manche Garage zu einer ansehnlichen Unterkunft.

 

Vor nunmehr zwei Jahrzehnten begann die nächste große Völkerwanderung, aber mit umgekehrten Vorzeichen. Gemeinsam hatten die Mecklenburger und Pommeraner ihr Land urbar gemacht und kultiviert. Ihre Arbeit war hier abgeschlossen. So entschlossen sie sich, auch anderen deutschen Völkerschaften an ihren Erfolgen Teilhabe zu gewähren. Sie wanderten in Scharen in alle Himmelsrichtungen aus und setzten nun in der Fremde ihre Tatkraft ein. Auch mich hat es in die Fremde verschlagen.

 

Nun aber genug hergezogen.

 

Ich liebe dieses Land, diese Luft mit dem rauen Wind und vor allem diese mecklenburgischen und pommerschen Menschen. Wenn der Wind günstig steht, riecht man bereits am Bahnhof die nahe Fischräucherei oder den Hafen. In meinen Adern befindet sich zu gleichen Teilen pommersches und Sachsenblut.

 

Und das ist gut so.

 

 

Wanda (der Vorname meiner pommerschen Großmutter) Müller (der Nachname meines sächsischen Vaters)