Putin gibt umstrittene Krim-Brücke für Zugverkehr frei

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Mit einer Zugfahrt auf der längsten Brücke Russlands und Europas hat Präsident Wladimir Putin den Bahnverkehr zur Schwarzmeer-Halbinsel Krim freigegeben.

 

Das russische Staatsfernsehen zeigte in einer Live-Sendung, wie Putin zuerst beim Lokführer in der Kabine stand. "Pojechali" - "Los geht's", sagte er. Eine echte "Schönheit" sei die Brücke, die erstmals seit 2014 nun wieder Bahnfahrten auf die Krim ermöglicht. Die EU und die USA kritisieren das Bauwerk als illegal, weil die Krim völkerrechtlich zur Ukraine gehört.

 

Die Ukraine, die den Zugverkehr von ihrem Kernland aus nach der Annexion eingestellt hatte, verhängte Sanktionen gegen die Baufirmen. Putin dagegen zeigte sich überglücklich, weil hier mit Talent und beharrlicher Zielstrebigkeit gezeigt werde, "dass Russland in der Lage ist, solche Infrastrukturprojekte auf Weltniveau umzusetzen". "Das ist nicht nur die größte Brücke Russlands, sondern von ihrer Ausdehnung her auch die größte Brücke in Europa", betonte er.

 

Das Bauwerk in der Meerenge von Kertsch - zwischen Schwarzem und Asowschem Meer - ist 19 Kilometer lang. Die Kosten werden mit 228 Milliarden Rubel (3,3 Milliarden Euro) angegeben. Den Autobahnteil der Brücke hatte Putin bereits voriges Jahr eröffnet.

 

Die EU reagierte mit scharfer Kritik auf die Einweihung. Die Freigabe der Strecke stelle eine weitere Verletzung der territorialen Unversehrtheit und der Souveränität der Ukraine dar, teilte ein Sprecher des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell mit. Die Eisenbahnverbindung sei ein zusätzlicher Schritt zur Zwangsintegration der widerrechtlich annektierten Halbinsel. Zudem schränke die Brücke den Schiffsverkehr ein, der durch die Meerenge von Kertsch zu ukrainischen Häfen im Asowschem Meer führe. "Die EU erwartet von Russland, dass es eine ungehinderte und freie Durchfahrt durch die Straße von Kertsch sicherstellt", sagte der Sprecher.

 

Putin kennt die Haltung der EU seit langem, ließ sich davon jedoch nicht beirren. Mit Arbeitern trank der Kremlchef in einem Speisewagen Tee, während der Zug von Kertsch zur russischen Halbinsel Taman fuhr. "Das ist ein großes Ereignis", sagte Putin am Bahnhof. Nach mehr als vier Jahren Bauzeit für die Gleise rollen nun auch die ersten Züge pünktlich vom russischen Kernland auf die Halbinsel. Das Fernsehen zeigte den Start aus St. Petersburg, wo die ersten 530 Passagiere im Zug saßen. Sie sollen in der Nacht zum Mittwoch auf der Krim ankommen.

 

Tägliche Verbindungen sind von Moskau in die Krim-Hauptstadt Simferopol und von St. Petersburg in die Schwarzmeer-Stadt Sewastopol geplant. Im Sommer sollen es mehr Züge sein. Nach Angaben des russischen Verkehrsministeriums werden später auch aus anderen Städten Verbindungen auf die bei Touristen beliebte Halbinsel eingerichtet.

 

Vor allem Reiseanbieter hoffen auf einen neuen Touristenboom. Die Urlauberzahlen auf der Krim waren massiv eingebrochen, nachdem die Ukraine die Zugverbindung eingestellt hatte. Auf der Krimbrücke - Straße und Schiene - sollen im kommenden Jahr 14 Millionen Passagiere transportiert werden und 13 Millionen Tonnen Waren. Der Güterverkehr per Bahn soll erst später 2020 starten.

 

Auch die Krim-Bewohner erhoffen sich einen wirtschaftlichen Aufschwung durch die neue Verkehrsanbindung. Putin sprach von einem "sehr erfreulichen Ereignis" für die Menschen auf der Halbinsel. In der 145-jährigen Geschichte der Eisenbahnverbindungen zur Krim habe es nur drei Unterbrechungen gegeben - zur Oktoberrevolution 1917, im Zweiten Weltkrieg zur Zeit der deutschen Besatzung dort und 2014. Davor fuhren die Züge von Russland durch die Ukraine auf die Krim.

 

 

Kommentar:

Putin geht zum Gegenangriff über. Was die Einweihung dieser Auto- und Eisenbahnbrücke verschleiern soll und muss, ist die maßlose Gewalt, mit der Putin gegen alles, was ihm im Wege steht, vorgeht.

 

Da ist der Krieg in  Syrien. Hundertausende Syrer sind nach den neuesten Bombenangriffen der russischen Luftwaffe auf der Flucht. Nach dem (gezielten) Angriff auf eine Schule sind tote Kinder zu beklagen. Erdogan erklärt sich außer Stande, die flüchtenden Syrer aufzunehmen. Dort unten kündigt sich wiederholt ein Drama an. Bereits jetzt sind mehr als viertel Million Syrer von Assad mit der Hilfe Putins getötet worden.

 

Immer häufiger demonstrieren Russen in den Städten gegen die von Putin verordnete Unfreiheit. Wer auch nur ansatzweise gegen Wahlbetrug, Korruption vorgeht, muss befürchten, in die sibirischen Weiten Russland „verschickt“ zu werden.

 

Die wirtschaftlichen Schäden, die durch die Trumpschen Sanktionen entstehen werden, sind noch gar nicht absehbar. So zog sich auf Grund dessen bereits eine schweizer Firma zurück. Großspurig kündigte nun Putin an, dessen Part von russischen Firmen übernehmen zu wollen. Na gut, bei der Leistungsfähigkeit der russischen Wirtschaft nicht verwunderlich.

 

Da sei wiederholt auf den Krieg auf ukrainischem Boden hingewiesen. Dort bewegt sich nichts, was auf eine Beendigung hinweisen könnte.

 

Es entsteht der Eindruck, ja mehr Putin die Daumenschrauben anzieht, je mehr wehren sich trotz der zu erwartenden Drangsalierungen die Russen. Putin hat sich somit nicht nur ein Problem geschaffen, sondern mehrere. Putins Nachfolger erwartet nach seiner Abdankung (hinter der Hand wird bereits darüber spekuliert) ein schweres Los, ein sehr schweres.Allein die gesundheitlichen Probleme, die dank eines desolaten Gesundheitswesens sind immens. Ebenso die gesellschaftlichen Probleme, die die Putinsche Gesetzgebung hervorrief (z. B. die Stellung der Frau in der Gesellschaft). 

 

Bis zum Abschied und erst danach werden es in Russland unruhige Zeiten. Nicht alles kann mit Wodka überdeckt werden. 

 

Wanda Müller